Es ist wohl nicht das Höchste an Kultur, das unser öffentlich-rechtliches Fernsehen hervorgebracht hat: das Wettlesen vor Jury, TV- und Webpublikum, das sich eben nicht allein um die Literatur, sondern vor allem um das Spektakel dreht. Aber, Hand aufs Herz, die Bachmann-Show macht Spaß.
Live mithören und mitlesen, mitfiebern und mitleiden, Text (und Jury) mitkritisieren und (entscheidend für den Fun-Faktor) den Stream der gutgelaunten Twittergemeinde mitverfolgen – das macht den Reiz der „Tage der deutschsprachigen Literatur“ aus.
Meine Highlights: die Tatsache, dass abenteuerliche Orthografie und kauderwelschige Komik auf die Bachmann-Bühne durften; der originelle, sprachlich präzis gearbeitete und klug montierte Text von Katja Petrowskaja; Daniela Strigls Anwesenheit in der Jury; und so mancher pointierter #tddl-Tweet.
Weniger erbaulich: die Tatsache, dass manche Texte gar nicht auf die Bühne der öffentlichen Kritik hätten kommen sollen; jene, dass viele Texte herausgerissene Auszüge aus schon in den Druckfahnen befindlichen Romanen waren; die vermeidlichen, leider oft an der Fremdschämgrenze vorbeischrammenden „Videoporträts“ der Autorinnen und Autoren; und so manche leere Wortmeldung der Jury.
Optimierungsbedarf gäbe es sicher bei der Veranstaltung. Aber abschaffen?
Mehr davon! Und zur besseren Sendezeit.
… und der Bachmann-Preis 2013 geht an Petrowskaja. Schön! Eine würdige Siegerin, die sich gleich in der Reaktion gegen Größenwahn feit. (Und uns den nettesten Neologismus des Bewerbs geschenkt hat: „Ich war fikussiert.“)